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ticktack magazin No2

TickTack 02-2011 37 www.pinkribbon-magazine.de gestalten «Die Kamera hat mir zugehört» Die Schauspielerin Kathrin Spielvogel ist 2006 an Brustkrebs erkrankt und hat ihre Geschichte mit einer Videokamera dokumentiert. Frau Spielvogel, Sie sind zurzeit mit Ihrem Film „Ich will ja leben, oder?“ auf Tournee.Wie geht es Ihnen gesundheitlich? Ich bin im fünften Jahr nach der Krankheit. Es geht mir nicht schlechter, als anderen jungen Müttern mit einer fünf Monate altenTochter. Mir fehlt halt etwas Schlaf (lacht). Alle Nachuntersuchungen, die ich hatte, waren unauffällig. Dafür bin ich sehr dankbar. Was hat sich nach der Erkrankung für Sie geändert? Die ersten drei Jahre waren furchtbar. Ich hatte keine Beziehung, keinen Job und habe von Sozialhilfe gelebt. Erst als ich mein altes Leben losge- lassen habe und als Kindermädchen nach Hawaii gegangen bin,ging es mir langsam besser. Ein Theaterengagement hat mich zurück nach Deutsch- land gebracht. Dann kam der Film, der aus meinem Video-Tagebuch ent- standen ist. Darauf folgten 2010 eine Grimme-Preis-Nominierung, Vor- träge und die Tournee mit dem Film. Es ist wie ein Stein, der ins Wasser fällt und immer größere Kreise zieht. Hat der Krebs in Ihrem Alltag noch eine Bedeutung? Ja, aber anders, als man denkt. Medizinisch spielt er keine Rolle mehr. Aber weil ich mit dem Film und dem Mamazone-Mobil unterwegs bin undVorträge halte, ist dasThema für mich präsent. Das Feedback, das ich nicht nur von betroffenen Frauen aller Generationen, sondern auch von Ärzten bekomme, bestärkt mich, weiterzumachen. Heute lebe ich zum Teil davon. Das, was mir 2006 fast das Leben genommen hat, schenkt mir heute ein neues Leben. Wie sind sie überhaupt darauf gekommen, ein filmisches Krebs-Tagebuch zu verfassen? Anfangs war ja gar nicht geplant, daraus einen Film zu machen. Für mich war das eine Art Therapie. Die Kamera war wie die Geisterfalle in den „Ghostbusters“-Filmen – sie hat meine bösen Geister eingefangen. Sie hat mich reden lassen, mir zugehört. Ohne mich mitleidig oder ängstlich anzusehen.Was daraus werden würde, konnte ich nicht ahnen. Reagieren Sie heute anders, wenn Sie gesundheitlich ein Problem spüren, das Sie nicht sofort zuordnen können? Kleine Wehwehchen bringe ich nicht mit der Krebserkrankung in Verbin- dung. Ich versuche, mein Immunsystem zu stärken und ich weiß, dass ich ein erhöhtes Risiko habe, noch einmal zu erkranken. Aber das bestimmt nicht meine täglichen Gedanken, ich gebe dem Krebs keinen Raum.Aber vergessen kann ich es nicht, dafür sorgt der tägliche Blick in den Spiegel. JK Die DVD des Krebs-Tagebuches kostet 19,90 Euro und kann im Internet bestellt werden unter: www.ichwilljaleben.de Foto:georgetownmedia