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ticktack magazin No2

www.pinkribbon-magazine.de 40 TickTack 02-2011 gestalten Mädchens im Frühjahr 2006 schien alles in Ord- nung, doch dann stellte sich heraus, dass bei ihr derselbe Gendefekt vorlag. Für die zweifache Mutter war das ein Schock. „Es hat mir den Boden unter den Füßen weggerissen“, sagt sie. Jahrelang stand Anke Arndt unter hohem emo- tionalen Druck, und später erfuhr sie durch Gespräche in den Kliniken, dass es anderen Brustkrebs-Patientinnen ähnlich ergangen war. Ihr wurde klar, dass sie nicht so weitermachen konnte wie bisher. Die Zeit war reif, etwas zu verändern. Die neue Perspektive ergab sich durch eine sogenannte Familienaufstellung, eine Therapiemethode, um zwischenmenschliche Konflikte aufzudecken und zu lösen. Anke Arndt positionierte ihre Familienmit- glieder im Therapieraum – nicht ihre reale Fa- milie, sondern jeweils einen Stellvertreter aus der Patienten-Gruppe für ihren Mann, für die beiden Mädchen und für sich selbst. Sie wies jedem seinen Platz zu. In dieser Konstellati- on konfrontierte die Vertreterin ihrer älteren Tochter sie mit ihrem Verhalten: „Akzeptiere mich so wie ich bin, ich kann nicht anders sein“, lautete die Botschaft. Das tat weh. „Dieser Satz hat bei mir einen Schalter umgelegt“, sagt Anke Arndt. „Ich schämte mich dafür, dass ich mir meine Kinder anders gewünscht habe, als sie sind und habe von diesem Moment an die Behinderung meiner Töchter akzeptiert.“ Das habe dieTür zu einem Neubeginn geöffnet. Gespräche mit dem Tod Es klingt, als sei das leicht gewesen, wenn Anke Arndt ihre Erfahrung beschreibt. Das war es nicht. „Ich hatte immer wieder Angst, dass ich sterben muss, dass ich meine Kinder und mei- nen Mann allein lasse“, sagt sie. „Deshalb be- mühte ich mich, noch gesünder zu leben, noch fitter zu werden.“ In einer Therapiesitzung ging sie dieser Angst nach, sie sprach mit ihrem „Tod“: „Ich bleibe hier, so lange ich darf. Wie lange, das liegt nicht in meiner Hand.“ Damit konnte sie ihre Sorge abgeben. „Ich weiß, dass das Leben jederzeit vorbei sein kann, ob mit oder ohne Krebs“, sagt die 39- Jährige. Deshalb denkt sie nicht mehr darüber nach, was sein könnte, sondern konzentriert sich auf die Gegenwart.Beide Kinder haben seit anderthalb Jahren keine Krampfanfälle mehr. „Wir müssen nicht mehr ständig ins Kranken- haus fahren. Die Spannung ist raus“, sagt sie. Veränderungen im Leben Anke Arndt hat sich von Grund auf verändert: Früher hatte sie langes schwarzes Haar, jetzt ist sie blond. Früher fand sie ihren Körper nicht schön genug, um ihn anderen zu zeigen, heu- te geht sie unbeschwert in die Sauna. Auch ihr Freundeskreis hat sich gewandelt. Nicht, dass ihre alten Freunde kein Verständnis gehabt hätten, doch sie merkte, dass einige von ihnen nicht so recht wussten, wie sie sich verhalten sollten.„Zwei behinderte Kinder,dazu noch der Krebs – das war vielen zu schwer.“ „Mein Weg lässt sich nicht auf andere Frauen übertragen“, sagt die Saarländerin. Sie hat den Schritt gewagt, nach dem Ursprung ihrer Sorge und ihrer Angst zu suchen und hat damit eine große Last abgelegt. „Jetzt ist alles gut“, sagt sie heute. Dabei geholfen haben ihr Mann, ihre Mutter und ihre Frauenärztin. Alle haben sich über die Veränderungen – äußerlich wie inner- lich – gewundert, doch sie haben Anke Arndt immer bestärkt: „So wie du das angehst, ist es prima.“ TW Fotosv.l.n.r.:AnkeArndt,IvanKmit-Fotolia