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ticktack magazin No2

www.pinkribbon-magazine.de 48 TickTack 02-2011 wahrnehmen Das Geheimnis der Kügelchen Wirkt sie oder wirkt sie nicht? An der Homöopathie scheiden sich die Geister. Fakt ist: Einen wissenschaftlichen Nachweis, dass Globuli & Co gesund machen, gibt es bislang nicht. Trotzdem können sie eine Behandlung ergänzen. Für die Verdünnung gibt es verschiedene Stu- fen, Potenzen genannt. Bei den sogenannten Hochpotenzen wurde der Ausgangsstoff so extrem verdünnt, dass seine Moleküle in dem neuen Gemisch nicht mehr nachweisbar sind. „Trotzdem sollen die Informationen dieses Aus- gangsstoffes noch in der Flüssigkeit vorhanden sein. Das ist aus wissenschaftlicher Sicht schwer nachvollziehbar", sagt Prof. Beuth. Er möchte aber nicht ausschließen, dass den Forschern schlicht die nötigen Erkenntnisse fehlen, um diesen Mechanismus zu begreifen. „Bislang konnte keiner die Wirkung der Homöopathie durch wissenschaftliche Studien ausreichend belegen. Es hat aber auch noch keiner nach- gewiesen, dass sie nicht funktioniert.“ Übliche Studien greifen nicht Allerdings seien die üblichen Studienmethoden für dieses naturheilkundliche Verfahren auch nicht geeignet. Der Homöopath verabreicht in der Regel eine Kombination aus verschiedenen Präparaten, abhängig von der jeweiligen Verfas- sung des Patienten. „Diese Zusammenstellung ist individuell.Teilweise werden unterschiedliche Mittel gegen die gleiche Krankheit verabreicht, und genau das ist das Problem: Es fehlt die Ver- gleichbarkeit“, erklärt Beuth. Was bedeutet das nun für die Patienten? „Es schadet nicht, homöopathische Mittel bei eher harmlosen Leiden auszu- probieren, etwa Arnika bei Verletzungen“, sagt Dr. Ellen Fuchs, Fachärztin für Allgemeinmedizin bei der AOK. „Durch die Verdünnung haben die Präparate ja keine Nebenwirkungen.“ Wichtig sei allerdings, die Grenzen der Homöopathie im Blick zu behalten. „Bei schweren Erkrankungen wie einer Blinddarmentzündung darf man auf keinen Fall darauf setzen.“ So sieht das auch Prof. Beuth, der an der Kölner Uniklinik unter anderem nach Möglichkeiten sucht, um die Behandlung von Krebspatienten zu ver- bessern. „Krebs selbst kann man nicht durch Homöopathie bekämpfen“, sagt er. „Aber wenn einem Patienten von der Chemotherapie häufig übel ist, können wir ausprobieren, ob dagegen homöopathische Mittel helfen.“ Dabei habe er durchaus schon Erfolge erzielt, auch wenn er wieder vor dem gleichen Problem steht:Verbessern dieWirkstoffe dasWohlbefinden oder der Placebo-Effekt? Er weiß es nicht. NL www.iwenv.de Vor einigen Jahren machte Prof. Josef Beuth mit seiner Familie Urlaub in Österreich. Seine Kinder spielten dort öfter auf einem Bauern- hof. „Wenn eine Kuh krank wurde, holte der Bauer keinenTierarzt, sondern einen Mann, der sich mit Homöopathie auskannte", erzählt der Leiter des Instituts zur wissenschaftlichen Eva- luation naturheilkundlicher Verfahren (ENV) an der Universität Köln.Tatsächlich seien die Kühe in der Regel schnell wieder gesund geworden. „Allerdings weiß niemand, ob das an den ho- möopathischen Mitteln lag oder an der beson- deren Zuwendung, die eine kranke Kuh bekam. Die Kinder haben sie gestreichelt,der Bauer gab ihr extra gutes Futter und so weiter.“ Damit spricht Prof. Beuth das Kernproblem an, das sich wie ein roter Faden durch die Geschich- te der Homöopathie zieht: Kaum einer streitet ab, dass dieTabletten, Kügelchen (Globuli),Trop- fen und Salben eine gewisse Wirkung zeigen. Wie viel davon jedoch auf die Inhaltsstoffe zu- rückzuführen ist und wie viel auf die besondere Fürsorge oder auf den Placebo-Effekt, können die Wissenschaftler nicht sagen. Beim Place- bo-Effekt werden die Selbstheilungskräfte des Körpers aktiviert, weil der Patient glaubt, eine wirksame Medizin bekommen zu haben. Gleiches mit Gleichem behandeln Die moderne Homöopathie hat der Mediziner Samuel Hahnemann begründet, der im Jahr 1790 von einem Kollegen hörte, dass Malaria durch Chinarinde geheilt werden könne. Hahnemann war zwar gesund, nahm aber trotzdem in einem Selbstversuch Chinarinde ein und bekam prompt Symptome, die mit denen der Malaria vergleichbar waren. Er schloss daraus, dass sich „Gleiches mit Gleichem“ behandeln ließe und vefolgte diese Idee. Praktisch heißt das: In unzähligen Versuchen haben Homöopathen im Laufe der Jahre gesunden Menschen Wirkstoffe verabreicht und die dadurch hervorgerufenen Symptome notiert. Nun behandelt man eben diese Symptome mit den Wirkstoffen, die extrem verdünnt verabreicht werden. Auf diese Weise sollen sie die Selbstheilungskräfte des Körpers anregen. Ein Beispiel: Die schwarze Tollkirsche, lateinisch Belladonna genannt, ist giftig und führt unter anderem zu einer erhöhten Körper- temperatur. In der Homöopathie wird sie also – stark verdünnt – als Mittel gegen Fieber verwendet. Fotosv.o.n.u.:Kanusommer,micha-beideFotolia