Engagement mit Herz: 800 Kilometer mit dem Rennrad für den guten Zweck
Die neue Gebärdensprachfunktion unserer breastcare App ermöglicht tauben Frauen den Zugang zu wichtigen Informationen zur Brustkrebsvorsorge.
Diesen Sommer trat Karina Knipping an uns heran, ihres Zeichens Gebärdensprachendolmetscherin und Vorstandsmitglied des Bundesverbandes der Gebärdensprachendolmetscherinnen. Sie hatte ein auf den ersten Blick ungewöhnliches Anliegen: Sie bot uns an, unsere breastcare App in Gebärdensprache zu übersetzen. Ehrlicherweise war die Reaktion im Team: "Warum das denn, es gibt doch alles schriftlich?" Man muss dazu sagen: Wir kommen alle aus der „Welt der Hörenden“, niemand bei uns im Team hatte bislang Berührungspunkte mit tauben Menschen. Aus diesem Grund waren wir uns auch der zahlreichen Herausforderungen nicht bewusst, denen eine taube Person in ihrem Alltag begegnet. Auch und gerade, was das Thema Gesundheitsvorsorge anbelangt.
Tägliche Herausforderungen: Barrieren für taube Menschen im Gesundheitswesen
Eine der größten Hürden ist der Mangel an barrierefreien Informationen. Viele medizinische Informationen sind nur in Textform verfügbar. Dies ist für taube Menschen, für die die Schriftsprache oft eine Fremdsprache ist, schwer verständlich. Darüber hinaus bestehen Sprachbarrieren zwischen tauben PatientInnen und hörenden Ärztinnen und Ärzten sowie medizinischem Personal. Die Kommunikation über schriftliche oder mündliche Anweisungen kann leicht zu Missverständnissen führen, wenn keine Gebärdensprachdolmetscher zur Verfügung stehen. Dies führt häufig dazu, dass taube Menschen nicht nur schlechter informiert sind, sondern auch weniger Vertrauen in ärztliche Entscheidungen haben und seltener aktiv an Vorsorgeuntersuchungen teilnehmen. Auch der Zugang zu Gesundheitsinformationen im Internet ist für viele taube Menschen eingeschränkt, da Videos oder Anleitungen oft nicht mit Untertiteln oder in Gebärdensprache verfügbar sind. Diese Barrieren können zu einem Informationsdefizit führen und das Gefühl verstärken, von wichtigen Gesundheitsinformationen ausgeschlossen zu sein.
„Als Gebärdensprachdolmetscherin wird man oft dazu bestellt, wenn taube Menschen im Gesundheitsbereich kommunikative Unterstützung brauchen“, so Karina Knipping. Ihre Tätigkeit beschränkt sich in der Regel auf die direkte Kommunikation, beispielsweise zwischen Arzt und PatientIn. Aus eigener Erfahrung weiß Karina Knipping, dass man sich vor oder nach solchen Gesprächen weiter informiert und dazu oft schriftliche Quellen nutzt.
Karina bot uns nicht nur an, die Inhalte zu übersetzen, ihr Engagement ging noch weit darüber hinaus - und das im wahrsten Sinne des Wortes: Um auf die breastcare App aufmerksam zu machen und dieses Projekt umzusetzen, radelte sie über 800 Kilometer mit ihrem Rennrad von ihrer Heimatstadt in Nordrhein-Westfalen bis zu den Olympischen Spielen nach Paris und sammelte damit 5.000 EUR Spenden ein. „Als in meiner Familie schon die zweite Frau an Brustkrebs erkrankte, musste ich als Angehörige die Hilflosigkeit spüren, die einen dann überkommt, weil man zusehen muss, ohne wirklich viel tun zu können“ erzählte uns Karina. "Jede/r hat etwas, womit er oder sie unterstützen kann“. Diese Aussage von der wundervollen Nicole Staudinger, Bestsellerautorin und Botschafterin von Pink Ribbon Deutschland, inspirierte Karina schließlich mit ihren beruflichen Fähigkeiten und ihrer sportlichen Begeisterung tauben Frauen den Zugang zu wichtigen Informationen rund ums Thema Brustkrebs einfacher zu machen. „Ohne die Unterstützung meiner Familie, meiner Mitfahrerin Frauke und der großartigen Kolleginnen bei der Übersetzung der breastcare App Texte wäre das alles nicht möglich gewesen.“, so Karina, die allen Beteiligten sehr dankbar ist.
Mittlerweile sind die Videos in der App verlinkt und wir freuen uns sehr, sagen zu können: Mit der neu hinzugekommenen Gebärdensprache gibt es die breastcare App nun in 10 Sprachen. Und viele weitere können folgen, dank großartiger Menschen wie Karina und den engagierten Menschen in ihrem Umfeld.