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Marianne Linnek


Ich lebe seit etwa 30 Jahren in Bonn und bin mittlerweile 53 Jahre alt. Ich lebe nicht alleine – und das gibt mir Mut und Lebendigkeit. Denn trotz der Chemotherapie gibt es jeden Tag einen Grund, aufzustehen, am Leben teilzunehmen und sich – oder sich versorgen zu lassen.

 

Meine Geschichte beginnt im Jahr 2016, als bei mir DCIS, eine verkapselte Vorstufe des Brustkrebs, diagnostiziert wurde. Es folgten zwei Operationen und eine fünfwöchige Bestrahlung. Ich war froh, alles gut überstanden zu haben uns stets aktiv. Ich wurde für gesund erklärt und versuchte das Thema hinter mir zu lassen– getreu dem Motto: „...und das Leben geht weiter...“. Ich lernte meinen jetzigen Partner kennen, widmete mich meinen Verpflichtungen, und bald zog er zu mir und meiner Tochter nach Bonn – und wir waren glücklich.

Fast – denn mein Körper entwickelte plötzlich Schmerzen, die sich regelrecht in mir eingenistet hatten und nicht mehr verschwinden wollten. Tag und Nacht bestimmte der Schmerz mein Leben. Kein Arzt konnte mir erklären, warum ich sie hatte – alle Untersuchungen ergaben, dass bei mir alles in Ordnung war. Doch die Schmerzen blieben, mal schwächer, mal unerträglich, und forderten regelmäßig Schmerzmittel sowie zeitweise Berentung.

Im Oktober 2024 ging ich zu meinem jährlichen Mammographie-Screening. Nachdem ich zunächst am Telefon beruhigt worden war, erhielt ich ein Schreiben, in dem ich mich zu einem weiteren Termin melden sollte. Als ich dann zu diesem Termin erschien, waren die Nachrichten alles andere als gut: Auf dem Bildschirm war ein sichtbarer weißer „Fleck“ in meiner linken Brust zu erkennen. Darauf folgte eine Stanzbiopsie, und ein paar Tage später erhielt ich das Ergebnis: ein invasiver, hochgradig aggressiver Tumor von 2 cm.

Ich war nicht fassungslos oder überrascht – ich fühlte mich nicht krank. Innerlich wusste ich, dass am Ende alles wieder gut werden würde, denn ich war noch nicht bereit zu gehen.

Kurz nach der Diagnose Brustkrebs begann ich mit einer intensiven Therapie: einer Chemotherapie in Kombination mit einer Antikörper-Therapie, die im dreiwöchigen Rhythmus verabreicht wurde. Aktuell stehe ich vor meiner letzten Chemo. Fünf bis sechs Wochen danach ist die Mastektomie meiner „kranken“ Brust geplant. Je nach Befund des Pathologen erwartet mich entweder noch eine elfmalige Antikörper-Therapie oder eine weitere Kombination aus Antikörper-Therapie und Chemo.

Beruflich habe ich die letzten 16 Jahre als Verwaltungsfachangestellte Brustkrebskranke und krebskranke Menschen mit ihren Leiden ein Bereich Kopf-Hals-Mund begleitet und unterstützt. Diese Tätigkeit hat mir geholfen, jegliche Angst vor Krebs zu verlieren – es wurde etwas Vertrautes, und solange alle anderen Untersuchungsergebnisse in Ordnung waren, blieb ich dankbar und zuversichtlich.

Trotzdem wünsche ich mir, dass niemand diese Erfahrung durchmachen muss, wenn er es sich aussuchen könnte. Habe ich mir die Chemo schlimmer vorgestellt? JA! Bin ich aber froh und fühle mich gesegnet, weil ich vor der letzten Chemo stehe und der OP-Termin feststeht – dank der Tatsache, dass sich der Tumor zurückgebildet hat? Doppelt JA!