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Doris Kappes

Meine Brustkrebsdiagnose war für mich ein tiefer Fall von 'mitten aus dem Leben' ganz weit nach unten. Sie passte überhaupt nicht zu meinem pulsenden Körpergefühl, das vor Lebensenergie nur so strotzte. Mein Mann Reinhard war mein Fels in der Brandung, wir haben uns gegenseitig unsere Gefühle und Ängste geschenkt. Es war uns immer wichtig, offen darüber zu reden, was uns Angst macht, und wir haben Wege gesucht, die uns Mut und Kraft geben.

Auf dem Weg ins Krankenhaus war es wieder da. Das Ziehen im Bauch, die Angst vor dem 'nicht wissen was kommt'. Wir redeten und redeten - und dann sagte ich: Lass uns ihr einen Namen geben. Wem? Meiner Brust. Reinhard lächelte und meinte: Schöne Idee. Wir sammelten Namen, verwarfen wieder und lachten gemeinsam. Dazwischen schwiegen wir. Zwei Namen ... wir brauchten zwei Namen. Sie gehören doch zusammen und sind wie Familienmitglieder. Die kranke Brust tauften wir 'Falterchen'. Die andere Brust 'Käferchen'. Symbolisch gesehen verkörperte es für uns den Wunsch und das Ziel, schwerelos und leicht zu fliegen, verbunden mit der Neugierde, das schöne bunte Leben jeden Tag neu für uns zu entdecken und mit Liebe und Freude zu füllen. Wir machten ein Spiel daraus, unsere neuen Familienmitglieder zu bemuttern. Sie bekamen Komplimente und Streicheleinheiten. Mit unserer Familien-Adoption haben wir einen Weg gefunden, der uns aus einer lähmenden Haltung, die von Angst geprägt war, in eine aktive, gestalterische Position hineingeführt hat. So haben wir uns bewusst unser Leben zurückerobert.

Heute noch, Jahre danach, ist es für uns immer wieder ein wunderschönes Erlebnis, wenn ein Schmetterling an uns vorübersegelt. Dann lachen wir und sind einfach nur glücklich darüber, wie das Leben jetzt im Moment für uns ist.