Kathrin Bouchard
Hallo, mein Name ist Kathrin. Eigentlich war mein Leben ganz in Ordnung. Ich hatte einen gut bezahlten Bürojob, machte gerne Sport und auch privat lief alles ganz wunderbar. Bis zu diesem einen Tag, als ich unter der Dusche stand und dieser Knubbel in meiner Brust nicht mehr schön zu reden war. Einige Tage später saß ich mit großen Augen vor meiner Frauenärztin und von da an war alles auf einmal ganz anders. Mammographie, Stanzbiopsie und dann das betroffene Gesicht der Ärztin, die mir mitteilte, dass der Knoten in meiner Brust bösartig ist. In meinem Kopf herrschte absolute Leere und das einzige woran ich in diesem Augenblick denken konnte war „Muss ich jetzt meinen geplanten Hindernislauf absagen? Das geht doch nicht, es soll doch mein erster Lauf überhaupt werden!“ Klingt banal aber rückblickend betrachtet, konnte mein Gehirn in diesem Moment einfach nicht verstehen, was diese Diagnose bedeutet und wie damit umzugehen war. Brustkrebs mit 36 Jahren! Ich stand mitten im Leben und hatte so viele schöne Pläne gemacht, die nun alle erst einmal auf Eis lagen. Eine Zeit voller Hoffnung und Mut aber auch Angst und vielen Tränen begann. Nach diversen weiteren Untersuchungen stand die für mich passende Behandlung fest: 12 Wochen Chemotherapie, brusterhaltende OP, Bestrahlung.
Die Chemotherapie ist sicherlich die große körperliche Herausforderung in der Krebstherapie. Wir haben wohl alle so unsere Vorstellungen davon. Aber wie immer im Leben gilt auch hier: Jeder Mensch ist anders und so wirken auch die Medikamente bei jedem Menschen anders. Ich habe mich z.B. in der ganzen Zeit nicht ein einziges Mal übergeben müssen und locker 15 kg zugenommen. Die Freude über meinen tapferen Magen wehrte allerdings nicht lange. Das Medikament, was andere als „ganz ok“ beschrieben haben, war mein persönlicher Endgegner und hat mir unzählige schlaflose Nächte, Herzrasen, schmerzende Knochen/Gelenke und sog. Polyneuropathien in Händen und Füßen beschert. Aber auch in dieser wirklich schweren Zeit gab es immer wieder kleine Lichtblicke und gute Tage. Tage an denen ich in den Park konnte und zumindest kurzfristig auf der Yogamatte mein altes Ich spüren durfte. Bewegung im Freien und leichte Yogaübungen waren mein Rettungsanker, der es mir ermöglicht hat, Energie zu sammeln. Heute würde ich sagen, dass ich in dieser Zeit gelernt habe, nur im Hier und Jetzt zu sein. Denn weiter konnte ich nicht denken. Der Moment war wichtig und wenn es mir gut ging, dann habe ich diese kurze Zeit in vollen Zügen genossen und Kraft gesammelt für die Schmerzen und Ängste, die noch kommen würden.
Aber die Chemotherapie war irgendwann abgeschlossen, auch wenn diese 3 Monate sich verdammt lange hingezogen haben. Am Ende hatten sich die Schmerzen, die Wut und die Tränen doch ausgezahlt: In dem zuletzt entnommenen Gewebe wurden keine bösartigen Zellen gefunden. Mein Motto 'Wenn es mir weh tut, tut es dem Tumor auch weh' hatte sich bewährt.
Die noch folgende Bestrahlung hielt zwar ihre ganz eigenen Herausforderungen für mich bereit, doch auch dies war bald überstanden und heute, 2 Jahre später, geht es mir besser denn je. Ich habe meine Chance genutzt und mein Leben einmal komplett auf den Kopf gestellt - ich richte es nun nach meinen eigenen Wünschen und Vorstellungen, ohne die klassischen Bedenken oder den Sicherheitswahn, ein. Ich lebe bewusster im Hier und Jetzt und sehr viel freier als früher. Meine Zeit ist mir zu kostbar, um sie mit Dingen zu verschwenden, an denen ich keine Freude habe.
So habe ich beschlossen, ein kleines bisschen von all dem weiterzugeben. Seit September 2017 blogge ich über den überstandenen Brustkrebs und was er so alles mit sich gebracht hat und in diesem Frühjahr möchte ich Sport/Yoga-Kurse für betroffene Frauen anbieten. Kurse in denen wir gemeinsam alle Kräfte mobilisieren, durch Bewegung und Einkehr bei uns selbst und in denen wir uns Stück für Stück unsere Weiblichkeit und das Lachen zurückholen!
Was möchte ich Euch damit sagen?! Zunächst einmal: Geht zur Vorsorge, denn Früherkennung ist im Kampf gegen Brustkrebs unglaublich wichtig und kann Euer Leben retten! Und: Hört nicht auf zu kämpfen, der Krebs ist ein harter Gegner, aber er kann besiegt werden. Ihr seid nicht allein; es gibt viele Frauen, die es geschafft haben!