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Lisa Kernchen

Ich bin Lisa und gerade 31 geworden.

Das Thema Onkologie kannte ich schon als Jugendliche: Meine jüngere Schwester hat damals den Kampf gegen ihren Gehirntumor verloren und passt seitdem von oben auf mich auf. 2019 die nächste Onko-Diagnose in der Familie: Meine Mutter erkrankte als Nichtraucherin an einem Lungenkarzinom. Und dann kam der 01.07.2021 – ein Donnerstag. Ich saß in Italien im Urlaub im Auto auf dem Weg nach Turin und wusste, dass der Befund meiner Biopsie bei meiner Frauenärztin vorliegt. Den Knoten hatte mein damaliger Freund Anfang Juni bei Rumblödeleien beim Zähneputzen ertastet und es erfolgten Ultraschall, Mammographie und Biopsie. Schon zu Beginn des Urlaubes hatte ich den Knoten für den Falle des Falles „Napoleon“ getauft und ihm gesagt, dass er jetzt bitte den Abflug nach Elba machen kann, bevor er dann endgültig auf St. Helena verbannt wird.

Nun denn: Ich telefonierte mit meiner Ärztin und sie teilte mir mit, dass der Tumor bösartig ist und nun Chemo, OP und Bestrahlung anstehen werden. Glücklicherweise wusste ich schon, dank meiner kleinen Schwester, was dies alles bedeutet. Napoleon habe ich von Anfang den Kampf angesagt und so saß ich lachend im Auto und freute mich, dass das Leben schön ist. Abends saßen wir in einem der besten Restaurants in Turin, blickten von einem kleinen Hügel über die Stadt und konnten einen tollen Sonnenuntergang beobachten. Kurz darauf bekam ich die Nachricht, dass das Herz meiner Mutter aufgehört hat zu schlagen. Von da an war meine Basis: „Trust the timing of your life”. Die Frage nach dem Warum habe ich mir einfach nicht gestellt.

Für mich folgten Klinikbesuche, Gespräche mit der Krankenkasse und dem Arbeitgeber. Nebenbei noch die Beerdigung meiner Mutter, am Todestag meiner Schwester. Ich blieb bei all dem positiv und machte mir meinen Plan! Meine kleine Schwester hat mir nämlich viel im Kampf gegen einen Tumor gezeigt und ist in der Zeit noch mehr zu meinem Vorbild geworden. Die Wörter „Krebs“ und „Krankenhaus“ habe ich durch Tumor oder Napoleon sowie Gesund-mach-Haus oder Klinikum ersetzt. Mein Umfeld unterstütze mich, wo immer möglich und so konnte ich mich auf den Beginn meiner Chemo konzentrieren. Die Parole „Stärkster Mensch der Welt“ kam von meinem damaligen Freund. Und psychologische Hilfe war von Anfang dabei, da ich mich schon in Therapie befand.

Bei beiden Chemos hielten sich die Nebenwirkungen in Grenzen und auch an meine „Murmel“ hatte ich mich schnell gewöhnt. Eine Perücke hatte ich zwar, habe diese aber nie angezogen. Das „once-in-a-lifetime-highlight“ war an Halloween, als meine Murmel als mexikanische Katrina bemalt wurde. Zwischen den Jahren erfolgte die OP. Da ich kaum Wundwasser hatte, wurde es ein Kurzbesuch – 3 Tage später war ich wieder zuhause und konnte Silvester feiern und mich auf das neue Jahr freuen. Das Motto: stronger than ever!

Das nächste Jahr begann sehr positiv, als ich die Nachricht bekam, dass ich TUMORZELLENFREI bin. Seitdem normailisiert sich mein Alltag.

Die Bestrahlung ist geschafft, die Reha tat sehr gut und bald geht es ins Arbeitsleben zurück. Vorher heißt es aber für mich umziehen, denn nach acht Jahren Beziehung ist seit Ostersonntag bei mir und meinem Ex-Partner Schluss und wir werden getrennte Wege gehen. Aber auch hier weiß ich, dass ich das schaffen werde und das Leben mir ein neues Kapitel schenkt. Ostern ist die Auferstehung und somit ist es Zeit für neue Abenteuer. Das Leben wird nicht leichter – Ich werde stärker. Frei nach dem Motto: „Schließe ab, mit dem was war. Sei glücklich mit dem, was ist. Und sei offen für das, was kommt.“

Napoleon hat mir zwar was genommen, aber mir sehr viel fürs Leben gezeigt: Positiv bleiben! Das Leben hat einen Plan und das Leben ist schön. Und vor allem: Es ist alles möglich, was wir wollen, wir uns wünschen! Wir sind stärker, als wir denken! Man muss an sich glauben und Mut haben und dann wird das Leben gerockt. Meine Sicht auf mein Leben hat sich etwas verändert: das Leben (besser: mein Leben) steht im Vordergrund und die Gesundheit ist unser oberstes Gut.

Wer seinen eigenen Weg geht, dem wachsen Flügel (Zen-Meister).

Du musst nicht immer einen Plan haben. Manche Wege ergeben sich erst, wenn du sie gehst.

Train yourself to let go of everything you fear to lose (Yoda).

Das habe ich noch nie vorher versucht. Also bin ich völlig sicher, dass ich es schaffe (Pippi Langstrumpf).